Schönaich: Einwöchiger Kurs über chinesische Malerei

Zwei unterschiedliche Kunstwelten

Kunst aus Fernost. Sie kann naiv sein, schwer zugänglich oder auch unverständlich. Die Verantwortlichen der Schönaicher Kunst- und Werkschule (KWS) bekamen den ersten Kontakt in das Land des Lächelns in der Nachbarschaft. Bei einer Ausstellung auf der Burg Kalteneck lernten sie Hong Sun kennen. Die Tochter des sehr bekannten chinesischen Malers Jian Sun (1938 - 2011) stellte ihre Werke im Rahmen der Frühjahrsausstellung aus. Die Kontakte wurde dann durch die in Holzgerlingen lebende Jinyan Wang vertieft.

 

Nach Deutschland reiste allerdings der Bruder von Hong Sun. Der Kunstprofessor der Universität Changchun sprang für seine erkrankte Schwester ein und brachte den Teilnehmern den chinesischen Umgang mit Farbe und Pinsel bei. Neben seinem persönlichen Gepäck hatte er auch spezielle Farben und Pinsel aus seinem Heimatland mitgebracht. Die über fünfhundert Bogen Papier aus chinesischer Produktion reichten zudem nicht aus, die kreative Kraft der Teilnehmer auf Papier zu bringen.

"Die Teilnehmer des Kurses sind sehr interessiert an der chinesischen Kunst und äußert lernwillig", so Kaiyu Sun. Bei seinem ersten Besuch in Deutschland begeisterte den Professor besonders die schöne Landschaft des Schönbuchs. Zu der Spezialität Suns gehört das Malen von Trauben. Hier genießt der Kunstexperte einen exzellenten Ruf in China. Entsprechend konzentriert gingen die knapp dreißig Teilnehmer an ihr Werk. Da wurden die einzelnen Farben mit dem Pinsel vermischt, etwas Wasser zugegeben und wieder glattgestrichen. Eine Teilnehmerin hatte Schwierigkeiten, den gewünschten Farbton Aubergine herzustellen. Nach wenigen Handgriffen des Meisters hatte sie den gewünschten Ton, eine Simultanübersetzerin stand beiden dabei hilfreich zur Seite.
Für die Holzgerlingerin Carola Kronberg ist der Kurs eine Abwechslung in ihrem künstlerischen Schaffen. "Bisher habe ich mich nur mit Acrylmalerei beschäftigt, der tiefe Einblick in diese Ausprägung der Kunst ist sehr gut gelungen".


Während in Deutschland die Kunst frei und impulsiv gelehrt wird, sind die Grenzen an den chinesischen Lehranstalten sehr eng gesteckt. "In China lernen die Menschen erst die entsprechende Technik und den Umgang mit Farbe und Pinsel. Hier in Deutschland legen die Menschen mehr Wert auf die Kreativität", so Jinyan Wang. Für sie ist dieses Spannungsfeld sehr hilfreich. "Ich möchte das beste aus beidem den Menschen näher bringen", so die Holzgerlingerin.
Nach dem Kurs in der Schönaicher KWS steht für den Professor aus Changchen nun eine Rundreise durch Europa an. "Ich freue mich über diese Gelegenheit, den hier lebenden Menschen unsere Kunst ein Stück näher zu bringen". Kunst verbindet. Auch wenn die Annäherung an die Kreativität unterschiedlich ausfällt.

 

Education is not the learning of facts, but the training of the mind to think!

                                                                                                        -Albert Einstein